Hamburg: Von Silbersack bis Superbude

Hamburg muss man einfach gern haben. Das weiß definitiv jeder, der schon mal in der Millionenstadt an der Alster war. Aber wie macht man sie jemandem schmackhaft, der Hamburg bisher nur vom Hörensagen kennt? Am besten mit noch mehr Hörensagen, am besten mit einer kleinen Geschichte. Über Hamburgs „größten Sohn“ Hans Albers? Der ist lange tot. Über Aale-Dieter, Deutschlands bekanntesten Marktschreier? Geschenkt. Über die Elbphilharmonie, deren Bau hanseatisch-großspurig eine Zusatzmillion nach der anderen verschlingt? Zu traurig.

Aber vielleicht erzählt die Geschichte vom „Silbersack“ ja am meisten von Hamburg. Die fängt zwar auch traurig an, hat aber ein Happy-End. Nach 63 Jahren musste der Silbersack, die legendäre Kiezkneipe auf St. Pauli schließen. Denn Erna Thomsen, Gründerin und Betreiberin seit 1949 war im Alter von 88 Jahren gestorben. Zusammen mit ihrem Mann hatte sie den Flachbau nach dem Krieg aus Trümmerteilen zusammengebastelt, seither war in der klassischen Hafenkneipe mit Jukebox, vergilbten Wänden und Astra für zuletzt 1,90 Euro baulich nicht viel passiert. Das „Wohnzimmer von St. Pauli“ war trotzdem Kult, nicht zuletzt wegen der charismatischen Erna. Sollte das alles nun ein Ende haben? Durch die rasant gestiegenen Immobilienpreise im Viertel ist das Grundstück heute ein Filetstück, „Silbersack Appartment Houses“ oder eine Edelwohnanlage mit ähnlichem Namen wäre die logische Folge gewesen. Aber es kam nicht, wie es kommen musste, sondern es geschah ein kleines Wunder: Rund 20 Hamburger Geschäftsleute taten sich zusammen, kauften das Etablissement und garantierten den Fortbestand der Kultkneipe im Sinne von Erna. „Kulturelles Investment“ nannten sie das und seit Sommer 2012 kann man im Silbersack im gewohnten Ambiente wieder sein Astra zischen.

Natürlich kommt in Hamburg nicht nur der Kneipenfreund auf seine Kosten. Im legendären Fischmarkt tut das auch der Fischfreund, an den Landungsbrücken, der Schiffsbegrüßungsanlage und zum Hafengeburtstag der Schiffsfreund und in Planten un Blomen der Gartenfreund. Hier ist nämlich Deutschlands größter japanischer Garten angesiedelt, inklusive lebender Reiher, fast zum Anfassen.

Darüber hinaus ist Hamburg kulturell natürlich eine der Top-Städte des Landes. Als größter Musical-Standort Deutschlands und drittgrößter der Welt zieht Hamburg allein mit Tarzan oder dem König der Löwen Millionen Besucher in die Stadt. Aber auch am anderen Ende der Theaterlandschaft wird hochwertiges geboten: Im Kampnagel geben sich die angesagtesten Compagnies der Freien Szene, wie Gob Squad und She She Pop die Ehre. Und natürlich spielt Hamburg auch dazwischen, in Schauspielhaus, Staatsoper und Thalia in der ersten Theaterliga.

Man könnte jetzt noch eine ganze Weile so weitermachen und von Superlativen erzählen. Zum Beispiel vom FC St. Pauli, dem ungewöhnlichsten Fußballverein zwischen Nordsee und Zugspitze. Von den bekanntesten Clubs Deutschlands nach dem Berliner Berghain: dem Übel & Gefährlich und dem Goldenen Pudel. Vom ältesten Flusstunnel Europas, der größten deutschen Bootsmesse, der bekanntesten Rotlichtmeile. Aber um Hamburg wirklich kennenzulernen, muss man die hanseatisch gelassene, entspannte Atmosphäre zwischen Schanzen- und Karoviertel, zwischen Landungsbrücken und Reeperbahn, zwischen Elbe und Alster einfach selbst erlebt haben.

Ach ja, übernachten kann man, ganz nach Gusto, in Hamburg natürlich auch. Wer es eher lebhaft und „szenig“ mag ist im Hostel Superbude bestens aufgehoben. Das andere Ende der Fahnenstange markiert beispielsweise das Gastwerk Design Hotel Hamburg in einem stilvoll sanierten ehemaligen Fabrikgebäude.

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